Wieder ist Adventszeit; Zeit für den jährlichen Blick zurück und nach vorne. Ich fange mit den Vorsätzen und Plänen für 2023 an.

Blick nach vorne
Mehr gute Internetseiten in Leichter Sprache
Immer mehr Websites bieten auch Informationen in Leichter Sprache. Leider allzu oft unbemerkt von den Surfenden im Netz – weil der Zugang im Footer oder an einer anderen, möglichst unauffälligen Stelle versteckt ist. Finden Menschen mit Leichte-Sprache-Bedarf dann doch die leichten Inhalte, passiert es allzu oft, dass sie sich durch falsches Klicken wieder wegkatapultieren. Das Problem dahinter: Die Leichte Sprache ist eine simple Unterseite, der Header weiter in Standardsprache. Die vermeintlich leicht verständliche Seite ist so gespickt von Buttons oder Reitern, die zu Inhalten führen, die nichts mehr mit Leichter Sprache zu tun haben. Eine der wichtigsten Regeln bei Webinhalten ist deshalb: Bei jedem Klick muss den Nutzer*innen klar sein, wohin er führt.
Damit das klappt, braucht es aber eine eigene Designvorlage für die Leichte Sprache. Diese von Anfang mit einzuplanen, ist Aufgabe der Webagenturen. Bisher haben viele Agenturen das nicht auf dem Schirm.
Für uns Übersetzer*innen sehe ich deshalb den Auftrag fürs nächste Jahr: Ran an die Agenturen!
Faire Bezahlung für Prüfer*innen
Das Prüfen gehört zur Leichten Sprache wie die Butter zum Brot. Traditionell, wenn sich das bei einer so jungen Disziplin sagen lässt, sind die Prüfgruppen an eine Werkstatt angedockt. Besonders der niedrige Werkstattlohn steht aber immer mehr in der Kritik. Klar, dass viele Prüfbüros nach Möglichkeiten suchen, die Prüfer*innen angemessen für ihre Tätigkeit zu vergüten. Die wenigsten schaffen es aber, den Prüfer*innen eine Alternative zur Werkstatt zu bieten. Es gibt viele Hürden. Ich als Freiberufler*innen scheue mich zum Beispiel, jemanden anzustellen und mich damit dem Druck auszusetzen, konstant Arbeit für die angestellte Person zu generieren. Zudem ist mein Anspruch, dass die Texte von mindestens zwei, besser noch drei Personen geprüft werden, um mehr Vielfalt abzubilden. Mit einer Person komme ich also nicht aus. Es bräuchte trotzdem zusätzlich eine Prüfgruppe.
Derzeit kooperiere ich mit einem Verein, sodass die Prüfer*innen 12 Euro/Stunde erhalten, ausgezahlt als Ehrenamtspauschale. Das ist zwar noch nicht ideal, aber schon einmal ein kleiner Schritt. Klar ist: Wir bleiben weiter dran.
Faire Bezahlung für Übersetzer*innen
Genauso wichtig ist natürlich, dass wir Textschaffenden gut von unserer Tätigkeit leben können. Ohne Burnout und Überlastung auch durch flaue Monate kommen. Das reine Übersetzen macht fast den kleinsten Teil aus. Deutlich mehr Zeit frisst das Drumherum, die Vorgespräche, die Angebotserstellung bei immer wieder völlig unterschiedlichen Anfragen, ehrenamtliches Engagement und nicht zuletzt die liebe Buchhaltung.
Mit den Fortbildungen wollen wir Wissen vermitteln, damit:
- mehr Leichte Sprache entsteht, die ankommt. Mehr gute Projekte entstehen, die wir mit stolz zeigen.
- wir Textschaffenden uns dabei nicht unter Wert verkaufen, sondern selbstbewusst vermitteln, was es für ein gutes Produkt braucht.
Gute Vorsätze. Ich grübel schon seit Jahren an der Frage herum, wie ein Büro für Leichte Sprache etabliert werden kann, in dem die Experten und Expertinnen so bezahlt werden wie ich.
Hier habe ich mal wieder was dazu geschrieben: https://offene-bibel.de/wiki/Die_tuecken_der_leichten_sprache
Ich brauche mehr Input und mehr Austausch. Nicht unter „Expert*innen“ verschiedenster Berufsgruppen in der Behindertenhilfe, sondern mit Expert*innen der Leichten Sprache.
Ja, es ist und bleibt schwierig. Seufz. Danke für deinen wertvollen Blogbeitrag! Da sind viele wichtige Gedanken drin. Auch, dass wir noch viel mehr in Richtung hörbare bzw. hör- und sehbare Informationen in Leichter Sprache gehen müssen …